31. Dezember 2010

Kongress Abgeordneter wildert in Puerto Barra


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Mitten in der Nacht gegen 1:30 des 31.12.2010, klopft es an unserer Haustüre, wir liegen schon lange im Bett .
Ist es der Wind der an der Tür rappelt? Oder Klopft da jemand?
Wieder das Geräusch, ich stehe auf und sehe nach, tatsächlich eine Aché Frau steht vor der Tür.
Sie sagt Bjarne hat angerufen und gefragt, ob ich ein paar Photos machen kann.
"Was mitten in der Nacht?" denke ich mir.
Irgendwas mit ein paar Männern an der Brücke oder im Wald und die Polizei.
Ich verstehe nicht alles, denn mein Spanisch ist noch nicht so gut.
Also Kamera geschnappt und mitgegangen, mit solche Spontanität umzugehen lernt man auf der Jüngerschaftsschule ;-)

Auf dem Weg zum "Gemeinschafts/Küchen-haus", treffen wir einige Aché mit Pfeil und Bogen, es ist viel los im Dorf mitten in der Nacht.
Dort angekommen sind noch mehr Aché und drei fremde Männer, ich Grüße sie, die Aché stellen mich als den Deutschen vor.
Der eine Mann versucht mir die Situation zu erklären, ich verstehe nicht alles und gebe ihm zu verstehen das ich nur wenig Spanisch kann.
Er sagt was davon das er mit einer Organisation für indianische Rechte arbeitet und bloß etwas Fischen war, und dass er es gerade Lorenzo, dem Häuptling erklärt.
Soweit ich es verstehe sagen die Aché das er in ihrem Wald jagen war.
Lorenzo bittet mich Photos zu machen und ich knipse los, die Männer stört das auch nicht und sie schauen in die Kamera.
Die Polizei wurde schon gerufen und man wartet auf sie, in der Ecke sehe ich zwei Gewehre (Shotguns) stehen, die Aché haben nur einge Luftgewehre zum Jagen, die Shotguns gehören zu den Männern.
Der Häuptling und Nelson (ein Abgeordneter des paraguayischen Kongresses, wie ich später erfahre) reden weiter und warten auf die Polizei.
Ich denke mir, wow, wenn die Männer wirklich dreck am stecken haben, könnten sie ungemütlich werden wenn die Polizei kommt.
Die Polizei kommt gegen 2:00, aber alles bleibt ruhig, die Polizei spricht mit den Männern und den Aché und verwahrt deren Waffen.
Der Polizist sagt etwas wie, das ist das Land der Aché und Nelson habe das zu respektieren.
Es wird beschlossen zur Polizeiwache zu fahren und die Sache dort zu klären.
Die Männer steigen in das Polizeiauto Lorenzo steigt mit einigen Männern in seinen Jeep, und winkt mir zu auch einzusteign, und los gehts.
An der Brücke halten wir, dort ist ein Boot angelegt, jetzt verstehe ich mehr von dem Puzzel, die Männer kamen mit dem Boot und fischen und jagen auf Aché Land.
Und das noch als Kongress Abgeordneter, die haben Immunität und können wohl rechtlich nicht belangt werden, so eine unverschämtheit.
Dabei ist das Land schon für die Aché zu klein zum jagen und sie müssen sich durch Landwirtschaft vesorgen.

Und deswegen ist der Mann auch so ruhig geblieben, er hat einen wichtigen Posten und die Polizei nicht zu fürchten, selbst wenn er etwas illegales tut, soweit ich zumindest die Situtation druchblicke.

Nach dem das Boot oberflächlich von der Polizei begutachtet wurde fahren sie weiter zur Polizeiwache, ich bleibe mit einigen Aché zurück, und bin froh darüber wieder ins Bett zu können, denn wer weiß wieviele Stunden sie auf der Polizeiwache verbringen.
Als die anderen weiter gefahren sind, inspizieren die Aché das Boot nach einer Weile finden sie unter einem Kleiderhaufen eine Klappe in der Sitzbank und darin zwei geschossene Tiere.
Die Vermutung stimmte, die Männer haben gewildert...
Ich mache noch mehr Photos und gehe wieder ins Bett, mittlerweile ist es kurz vor 3.

Am nächsten morgen kommt Bjarne und fragt nach den Photos, er ist froh darüber das ich sie gemacht habe.
Denn in der Online-Zeitung UltimaHora steht bereits von dem Vorfall.
Aber sehr abgemildert und nichts davon das die Polizei vorbeigekommen ist und eingeriffen habe, alles wäre quasi in Ordnung.
Ob hier Geld und Beziehungen von Nelson eine Rolle gespielt haben?!
Momentan ist Bjarne dabei die Photos die ich gemacht habe an einen Reporter zu schicken und telefoniert mit der Zeitung.
Damit es noch einen richtigen Artikel über das Geschehen gibt.

So eine Frechheit darf nicht ungehört bleiben, und wenn der Mann einfach so davon kommt,
wie sollen sich die Aché, denn dann noch auf ihrem eigenen Land schützen?
Und wenn dieser Mann tatsächlich noch in einer Organisation für indigene Rechte tätig ist, ist es ein absoluter Skandal, was sind denn das für Rechte?!
Hat er damit das Recht auf dem Boden von indigenen Völkern zu wildern?!

update:
Erfolg, der neue Artikel ist online in der paraguaischen Zeitung Ultima Hora und die Photos auch:
UltimaHora
(mein Name als Photograph wird nicht genannt, ist auch gut so...)



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english:

illigal hunting from a member of the congress

In the early morning of the 31.12.2010 at about 1:30 I hear it nocking at our door, I was already in bed sleeping.
I get up and check, it´s an Aché woman and she says, that Bjarne called and asked if I could take some Photos.
Something had happend, some guys in the forest at the river and the police, I shall come to the "community kitchen house".
That is how far I get what she said, my spanish is not well enough to understand her.
I get a shirt and my camera and go with her, you learn that kind of spontanious actions on a DTS ;-)

Many Aché are walking with their Bows and Arrows through the village, a lot is going on in the middle of the night.
As we arrive at the house I enter and greet three strangers and many of the Aché hunters.
The Aché present me as the german guy and the one stranger tries to tell me what has happend.
He is a member of an indigenous rights organisation and he was just a bit fishing here, that is what I understood and explain him, that my spanish is not to well.
The Aché ask me to take Photos and I do it, the guys don´t mind. The Aché say, he was hunting in their forest.
Lorenzo, one of the Aché leaders is taking to Nelson on of the guys (a member of the congress, as I get to know later).
There are some Shotguns in the corner of the room, they belong to Nelson and his guys.
The Aché use bows and arrows and some Soft-Air-Guns for hunting.
We are waiting for the police to solve the situation. I think, if these guys really did something wrong, we might get some trouble when the police comes.
But it stays pretty calm, when the police arrives. The police secures the shotguns and talks to the Aché and to Nelson.
The Police says something like Nelson should respect the propperty of the Aché.
They are discussing a while, and deside to go to the police station, I continue to take photos.
First everyone goes to the bridge at the river, there is the boat from Nelson.
Ah, that is how these guys came here in the middle of the night.
And they where fishing and hunting on Aché land, that is wrong. The Land is even to small for the Aché to hunt propperly.
And that from a member of the congress of Paraguay. As I got to here they have immunity and can not be accused, that is nasty.
And that is why say stood calm when the police came, nothing to fear even if they did wrong.
The police looks roughly at the boat and they discuss a bit more, then they continue to the police-station and I stay back with some Aché.
After the police left they inspect the boat a bit more and they find some shot animals in there, it is true Nelson was hunting on Aché land.
I took some photos of the boat and the animal too. We go back to the village and I go back to bed.

The next morning Bjarne comes and asks me If I took some photos.
In the online newspaper is already an article about the situation.
It is realy soft, it says the police did not intervene and everything is kind of OK.
Is that about money and relationships Nelson has?!
At the moment Bjarne is calling a reporter and UltimaHora the newspaper.
He tells them the real story and sends the Photos as a proof.
We hope that it get published.

That is a *#@°!#% situation (I can not express that in english ;-)) and shall not be unheard.
A member of the congress hunts illegally on the property of the Aché and gets away with it?!
And if he is realy a member of a indigenous rights organisation, what kind of skandal is that?
Does he have the right to hunt on indigenous land then? Which is already so small for the indigenous people themself?!

update:
Success, the new articel and Photos are online in the Paraguayan Press Ultima Hora:
UltimaHora

Zusammen Stehen

28.12.2010 Alto Parana, Paraguay

In Paraguay läuft manches anders als in Europa.
Heute war ich mit Fostervolds und einigen Aché auf einer "Demo".
In der Nachbarschaft versucht sich jemand ein Grundstück von 1600 ha anzueignen.
Er hat einen gefälschten Titel auf das Grundstück und einige Anwälte die ihn bestätigen.

Und er hat eine Räumungsklage gegen die Besitzer die auf dem Land seit über 30 Jahren wohnen veranlasst.
Sie haben den rechtmäßigen Titel und zahlen seit Jahren die Grundsteuer.

Scheinbar kann man in Paraguay mit Geld und den richtigen Beziehungen sich das Recht so biegen wie man es braucht, sogar so weit, dass man sich ein Grundstück aneignet.

Deswegen sind viele Nachbarn und Landbesitzer aus der Gegend zusammen gekommen, um zu protestieren und die Räumung zu verhindern.

Die Aché sind auch mit etwa 20 Mann dabei, so können auch sie Präsenz zeigen und das sie sich ebenfalls für andere Einsetzen.

Von denen die sich das Land aneigenen wollen, taucht keiner auf.
Fernsehen und Radio sind da und es werden Ansprachen gehalten, Bjarne und ein Aché kommen auch zu Wort.
Die Anwesenden beschließen, das eine Demo alleine nicht genug Aufmerksamkeit erregt.
Und die Behörden am ende dem Betrüger recht geben.
Es wird beschlossen eine Strassenblockade zu machen und die Polizei um Hilfe zu bitten, was auch sofort in die Tat umgesetzt wird.

Die Sonne brennt heiß, etwa 500 Leute tummeln sich am Strassenrand einige Autos werden quer gestellt.
Langsam bildet sich eine Schlange von Trucks, man möchte nicht zum Ärgernis werden und läßt die öffentlichen Busse durch.

Andere versuchen mit ihrem Auto durchzukommen, werden aber zurückgewiesen, heftig wird auf der Strasse diskutiert.
Dann wird beschlossen auch Fahrzeuge mit Kindern oder verderblichen Waren durchzulassen.

Am Rande der Szene werden ein paar Planen gespannt um Schatten in der ~ 38°C Hitze zu spenden.
Andere fangen an Grills aufzubauen, sie sind gut vorbereiten auf ihre Demo und haben sich den ganzen Tag dafür eingeplant.

mehr Photos bei Flickr:
Flickr Set

10. Dezember 2010

Puerto Barra hat uns

wir hatten eine lange Reise und sind nun gut angekommen.
Danke fuer eure Gebete und teilnahme.

Jetzt adaptieren wir erstmal zum klima 25-30C und sonne, schwitz.

uns geht es gut und wir sind froh endlich hier zu sein.

6. Dezember 2010

Kirche stärkt indigenes Volk

Eine Geschichte aus dem uns bald benachbarten Argentinien

Die Hoffnung auf ein besseres Leben in der Stadt, führt oft zu noch ärmeren Verhältnissen und Identitätsverlust von Indigenen Gruppen. In der Stadt nehmen sie Jobs auf unterstem Niveau an und werden dort teilweise ausgenutzt.
Die Kinder und Jugendlichen wachsen ohne den Bezug zu ihrer Heimat auf und lernen nicht die Lebensweisen ihres Volkes kennen.

Zitat:
"So sind besonders die Jugendlichen den Einflüssen der fremden Kultur ausgeliefert und sie übernehmen fremde, für sie zerstörerische Lebensmodelle ohne den Schutz eines erprobten Filters oder Korrektivs der älteren Generation, geraten unversehens in den Kreislauf von Drogen- und Alkoholabhängigkeit"

Die christlichen Kirchen die von den Toba/Qom (Volk in Nordargentinien) selbst gegründet wurden leisten hier einen hilfreichen Beitrag, ihre Kultur auch in den Städten zu stärken.

Zitat:
"In den städtischen Siedlungen außerhalb des Chaco wurden in den letzten Jahren ungefähr 30 unabhängige indianische Kirchen gegründet. Inmitten des fortschreitenden Identitätsverlustes tragen sie mit erstaunlicher Wirksamkeit dazu bei, dass das Gefühl der Zugehörigkeit zum indianischen Volk und zu Gottes Volk gestärkt wird. Sie sind Zufluchts- und Schutzorte für Sprache, Kultur und Kulturvermittlung. In den Gottesdiensten erleben die Gläubigen - vor allem im Tanz mit seiner ganzen Symbolik -, dass sie sich ihres Indianer-Seins nicht zu schämen brauchen."

Zitate aus dem Buch:
Begleiten statt erobern
Missionare als Gäste im nordargentinischen Chaco

(Seite 121)
Autoren: Ute&Frank Paul

Wir haben die Autoren diesen Herbst kennen gelernt und sie haben uns viele ihrer Erfahrungen mit auf den Weg gegeben.
Total genial wie Gott uns führt und welche wunderbaren Menschen wir kennen lernen dürfen.

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this time no english, sorry :-(